Wie ich Dankbarkeit praktiziere
In den schönen Momenten Dankbarkeit zu üben ist sehr wichtig. Noch wichtiger ist es jedoch an den Tagen Dankbarkeit zu lernen, wenn die Dinge nicht ganz so rosig sind.
Ich möchte ganz offen mit dir sein Vivo. In der letzten Woche habe ich ein paar "nicht so tolle" Tage gehabt. Ich bin normalerweise jemand der für seinen Positivismus bekannt ist und anderen in schwierigen Zeiten immer hilft, deshalb war es äußerst schwierig für mich dies an mir selbst zu bemerken.
Das Schwierigste ist für mich, dass meine Situation nichts ist im Vergleich zu dem, was Millionen von Menschen auf der ganzen Welt jetzt erleben. Was gibt mir das Recht, mich schlecht zu fühlen, wenn es dort draußen Ärzte gibt, die jeden Tag ihr Leben riskieren, oder Familien, die um die Menschen trauern, die sie lieben?
Tief im Inneren weiß ich, dass ich mich glücklich schätzen kann. Und obwohl es gesund ist, meine Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten, bedeutet das nicht, dass meine Gefühle weniger wichtig und gültig seien, als die Gefühle der anderen.
Wenn man sich von den negativen Emotionen lösen möchte, muss man sich zuerst erlauben diese zu fühlen. Wenn wir sie aber unterdrücken, werden sie wachsen und sich in viel größeren Problemen widerspiegeln.
Sich niedergeschlagen zu fühlen ist völlig in Ordnung. Sich einsam zu fühlen ist in Ordnung. Sich ängstlich zu fühlen ist auch in Ordnung. All diese Emotionen sind alle Teil unserer menschlichen Erfahrung und sie würden nicht existieren, wenn sie uns nicht in irgendeiner einer Weise dienen würden.
Erlaube es dir selbst, sie vollkommen ohne Urteil zu spüren. Die Emotionen sind Energie in Bewegung, also lasse sie frei durch den Körper fließen, anstatt sie zu unterdrücken und dadurch stagnieren zu lassen.
Weine, wenn du musst. Schrei in dein Kissen, wenn dir danach ist. Erlaube dir deine Emotionen auf solche die Art und Weise freizulassen, die du für richtig hältst.
Und dann, wenn du bereit bist, kehre ganz langsam in den aktuellen Moment wieder zurück.
Atme.
Wenn du dir erlauben kannst, "negative" Emotionen wie Wut, Trauer oder Angst zu empfinden, kannst du dir auch erlauben positive Emotionen zu fühlen. Und eine der wichtigsten Emotionen, die wir zurzeit fühlen können, ist Dankbarkeit.
Dankbarkeit zu kultivieren war für mich schon immer ein Anker in vielen Momenten meines Lebens, als ich vor einer Herausforderung stand und mit ernsten Problemen konfrontiert wurde. Auch in dieser Situation ist es nicht anders.
Dankbar zu sein, bedeutet keineswegs, dass man so tut als, ob nichts Schlimmes passiert. Es bedeutet einfach, sich auf all die guten Dinge zu konzentrieren, die es auch gibt.
Die Wissenschaft hat bewiesen, dass der Mensch eine eingebaute Tendenz zu Negativität hat, und das hat uns aus evolutionärer Sicht in vielerlei Hinsicht geholfen. Es bedeutete, dass wir in der Lage waren, gegenüber den Bedrohungen unserer Umwelt wachsam zu bleiben, anstatt alle paar Minuten anzuhalten, um an den Blumen zu riechen.
Aber heutzutage werden wir nicht mehr von Säbelzahntigern gejagt, und wir haben Medien, um uns an die Dinge zu erinnern, vor denen wir uns fürchten können. Deshalb sind wir viel besser dran, wenn wir uns stattdessen auf all die Dinge konzentrieren, für die wir dankbar sein können.
Es ist unmöglich, gleichzeitig Trauer und Dankbarkeit zu empfinden. Je mehr wir Dankbarkeit praktizieren, desto mehr ist uns bewusst, wie oft wir zu danken haben.
Im Moment übe ich Dankbarkeit, indem ich die folgenden drei Dinge tue:
#1. Jeden Morgen schreibe ich 2-3 Dinge auf, für die ich gerade in diesem Moment dankbar bin. Das erinnert mich daran, wofür ich gerade in meinem Leben dankbar sein kann.
Heute war es das Sonnenlicht, dass durch mein Schlafzimmerfenster gedrungen ist, mein warmer Kurkuma-Latte und die Tatsache, dass meine Familie sicher und gesund ist.
#2. Als Nächstes, schreibe ich 2-3 Dinge auf, für die ich dankbar bin, die jedoch noch nicht geschehen sind. Das erinnert mich daran, wie sehr ich mich auf die Zukunft freue, wenn das Leben wieder zur Normalität zurückkehrt.
In der normalen Zukunft habe ich mit meinen besten Freunden zu Mittag gegessen, ich bin im Meer geschwommen und habe nachmittags meinen Großvater besucht, um mit ihm über Fußball zu quatschen.
#3. Zum Schluss hänge ich die Liste an meinen Kühlschrank und lasse einen Stift strategisch günstig daneben liegen. Im Laufe des Tages füllt sich die Liste, was mir ein noch höheres Maß an Dankbarkeit beschert, wenn ich weiß, dass auch meine Familie an Dinge denkt, für die sie dankbar ist.
Wenn du dich zurzeit verloren oder überfordert fühlst, probiere gerne diese Dankbarkeitsübung aus. Es mag sich anfangs schwer anfühlen, aber schon nach wenigen Tagen wirst du merken, wie viel einfacher es ist, all die guten Dinge in deinem Leben zu sehen.
Wenn du alleine lebst, könntest du versuchen, die Liste in einem Gruppenchat mit Freunden oder Familie zu teilen, anstatt sie an den Kühlschrank zu kleben. Komm am Ende des Tages darauf zurück und denke gemeinsam über all die Dinge nach, für die du dankbar bist.
Oder, wenn du keine von diesen Optionen zur Verfügung hast, kannst du auch gerne auf diese E-Mail antworten und sie stattdessen mit mir teilen. Ich lese jede Antwort und würde gerne von dir hören, wofür du heute dankbar bist.
In den nächsten Wochen werden wir wahrscheinlich alle eine Achterbahn der Gefühle erleben. Aber wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die Dankbarkeit richten, werden wir erkennen, dass alles, was wir brauchen, um diese Zeit zu überstehen, bereits in uns steckt.
Bleib positiv, bleib gesund und vor allem bleib zu Hause.
Josh